Leonhardiritt in Weißenkirchen i.A.
Wie weit die Leonhardverehrung in Weißenkirchen i.A. zurück geht kann nicht mit letzter Gewissheit gesagt werden, doch ist der hl. Leonhard der 2. Schutzpatron der Kirche „St.Margarethen am Walde“, die 1299 erstmals urkundliche Erwähnung findet. Eine besondere Verehrung des Heiligen aus Limoge darf aber bei uns ab dem 17. Jh. angenommen werden. In der Zeit der Gegenreformation wurde ja bekanntlich die Heiligenverehrung von der röm. kath. Kirche sehr forciert. Das Vorhandensein einer Leonhardiwallfahrt in unserer Pfarre kann bereits am Beginn des 18.Jh. an Hand einer Kirchenrechnung belegt werden, die aus dem Jahre 1711 stammt und folgenden Wortlaut aufweist : „Als Mann mit der procession wegen Abwendtung der Seuch bey dem Vieh bey St.Margarethen gewesen. Herr Kaplan und zwei musici verzöhret……“ Zur Erklärung darf hier angefügt sein, dass Weißenkirchen i.A. früher St.Margarethen am Walde genannt wurde, weil das Gotteshaus der hl.Margarete geweiht ist.
Kaiser Joseph II., ältester Sohn Maria Thersias,1780 – 1790 Herrscher in Österreich, verbot im Zuge seiner teilweise umstrittenen Religionspolitik („Josephinismus“) u.a. auch die Wallfahrten. Das betraf natürlich auch die Wallfahrt zu Pferde nach Weißenkirchen. Erst 1793 wurde nach einem Unfall der Leonhardiritt hier wirklich eingestellt. Die Verehrung des hl. Leonhard aber ging in der Pfarre ungebrochen weiter, wie aus zahlreichen Kirchenrechnungen eindeutig hervor geht.
1922 regte der damalige Pfarrer von Weißenkirchen i.A. Johann Großpointner die Wiedereinführung des Rittes an und 1924 war es dann so weit. 18 Pferde waren im ersten Jahr zu zählen, im Jahr darauf waren es bereits 35.
Auch während der NS – Zeit konnte die tief verwurzelte Tradition nicht unterbrochen werden. Bis 1959 fand der Leonhardiritt immer genau am 6. November statt, von dort weg entweder am Sonntag vorher oder nachher.
Die fortschreitende Technisierung in der Landwirtschaft hatte eine stetige Abnahme der Pferde in der Gemeinde zur Folge. Ein Erlöschen des uralten Leonhardirittes war zu befürchten. Um auch auswärtige Pferdebesitzer für eine Teilnahme am Ritt in Weißenkirchen i.A. zu gewinnen, führte 1966 der Schulleiter Herbert Saminger Reiterspiele ein. Dabei wurde er von den Herren Johann Hollerweger und Matthäus Lohninger, sowie von der örtlichen landwirtschaftlichen Fachgruppe für Mädchen tatkräftigst unterstützt. Die ersten Reiterspiele bestanden aus dem „Kranzlstechen, Türkenstechen und Fasslschlagen“. Schon damals wurde für jeden Teilnehmer am „Kranzlstechen“ ein eigenes Kranzerl aus Tannenreisig gebunden. Diese aufwändige Vorbereitung wird nach wie vor beibehalten, auch wenn schon einmal über 200 Reiterinnen und Reiter um ihr Kranzl geritten sind.
Ab 1967 übernahm die Musikkapelle Weißenkirchen i.A. die Organisation des Leonhardirittes. Der mittlere Bewerb der Reiterspiele wird jährlich geändert, keine Veränderung allerdings gibt es beim überlieferten Ablauf des religiösen Teiles der Veranstaltung: Leonhardi-Rosenkranz, Festgottesdienst, Anritt zur Kirche, Pferdesegnung und dreimaliges Umreiten der Pfarrkirche. 1978 schuf Chorleiter VD Herbert Saminger unter Verwendung alter geistlicher Volkslieder eine eigene Weißenkirchner Leonhardimesse, die nun alljährlich beim Festgottesdienst erklingt.
Die Teilnehmerzahl der Reiterinnen, Reiter und Gespanne hat sich in den letzten Jahren bei rund 130 eingependelt, so dass mit den alljährlich tausenden Zusehern der Weißenkirchner Leonhardiritt die größte Brauchtumsveranstaltung mit religiösem Bezug im Attergau ist.
2011 feierte Weißenkirchen i.A. das große Jubiläum „300 Jahre Leonhardiritt – Tradition“.
Anlässlich der Einführung der Reiterspiele im Jahr 1966 begeht Weißenkirchen i.A. im Jahr 2016 das Jubiläum „50 Jahre Reiterspiele beim Leonhardiritt in Weißenkirchen“.
Dazu noch einige Fakten unserer Veranstaltung (Flyer sowie historische Darstellung anbei).
Vorbereitungsarbeiten
Die Vorbereitungsarbeiten werden vollständig von der Musikkapelle Weißenkirchen im Attergau durchgeführt.
Dazu gehören
- Vorbereitung der Kranzl aus Tannenreisig bei einer Musikerfamilie
- Vorbereitung der Festwiese inklusive Sicherheitsabsperrungen aus Holzstangen
- Vorbereitung der Bewirtung
Leonhardimesse
Vor Beginn der Veranstaltung wird in der Pfarrkirche Weißenkirchen ein Festgottesdienst abgehalten, bei der vom Kirchenchor die sogenannte Leonhardimesse zum Besten gegeben wird (siehe Anhang)
Liturgischer Teil und Umreiten der Kirche
Die Tradition und die Wallfahrt haben einen hohen Stellenwert bei unserem Leonhardiritt.
Nach einem kurzen Wortgottesdienst werden die Kranzl, die Pferde und ihre Reiter beim dreimaligen Umreiten der Kirche gesegnet.
Festzug
In einem Festzug ziehen angeführt vom Standartenreiter alle Reiterinnen und Reiter, Gespanne sowie die Musikapelle Weißenkirchen zur Festwiese.
Dabei werden die gesegneten Kranzl, aufgereiht auf Holzstangen, von Kindern der 3. und 4. Klasse Volksschule zur Festwiese getragen.
Reiterspiele
- Kranzlstechen
Für jeden Teilnehmer / jede Teilnehmerin ist ein gesegnetes Kranzl aus Tannenreisig vorgesehen
- Holzbringung mit dem Pferd
Vorführung: durch die „Tiefgrabna Rosserer“
- Fasslschlagen
Der tradiitonelle Abschlussbewerb mit Auszeichnungen für den ersten Ringschlag sowie den letzten Schlag auf das Fass
- Ponyreiten
Für Kinder wird eine Ponyreiten angeboten, sodass schon die Kleinsten in die Welt der Pferde schnuppern können.
Im Jahr 2024 wird das Jubiläum zu 100 Jahre Wiedereinführung des Lenhardirittes in Weißenkirchen im Attergau gefeiert.